Ihr lieben Leser*innen, ihr habt es vielleicht bereits gemerkt: Das Blogschreiben ist aktuell nicht so einfach. Nicht, weil wir nicht wollten, sondern weil uns tatsächlich einfach die Zeit fehlt! Viele überaus nette Einladungen im Iran, viele Reisetage in schaukelnden Bussen, viel zu wenig Zeit in Turkmenistan (gerade mal vier Tage) und einfach mal Urlaub in Usbekistan. Und zusätzlich ein sehr heißes Wetter, was uns tatsächlich ein bisschen faul werden ließ…
Der Rückstand vergrößert sich stetig, denn täglich erleben wir Neues. Aber wir bleiben dran, versprochen! 🙂
Was haben wir gemacht, im Monat Mai, unserem dritten Reisemonat?
Am 1. Mai fuhren wir los durch den Iran und besuchten mehrere tolle Städte südlich von Teheran. Mitte Mai lief unser Iranvisum aus und von Mashhad im Osten des Landes machten wir uns auf den Weg nach Turkmenistan, verbrachten dort vier Tage (fünf Tage Transitvisum hatten wir bekommen) und reisten nach und durch Usbekistan. Spontan führt uns unser Weg mittlerweile nach Tadschikistan.
Welche Momente im Mai werden uns in guter Erinnerung bleiben?
- Der ganze Monat stand unter dem Wunsch, es mal langsamer angehen zu lassen, mal weniger neue Eindrücke zu sammeln, einfach mal ein bisschen Urlaub zu machen. Dafür cancelten wir im Iran die Städte Kerman und Bandar Abbas, die wir eigentlich gerne besucht hätten. Es kam hinzu, dass die Temperaturen dort schon jenseits der 35 Grad langen. So fiel es uns nicht sooo schwer, sie auszulassen…
- Aufgrund des Streichens der zwei Orte ließen wir es uns gut gehen und blieben in Schiraz und auch in Isfahan für jeweils 4 Nächte. Meine Mutter meint dazu nur: „Wahnsinn, dass vier Nächte für euch schon lange sind!“. Stimmt irgendwie!
- Der Mai stand auch unter der Frage, ob wir das Turkmenistan-Visum bekommen oder nicht? Es fühlte sich an wie bei einer strengen Klausur und wir sind erleichtert, dass wir den Aufkleber in unseren Pass bekommen haben und unsere geplante Reiseroute fortsetzen konnten.
- Den Iran behalten wir bestens in Erinnerung! Im Ausland so sonderbar dargestellt, war es (bis jetzt) eines der tollsten Länder, durch das wir reisen durften. Und das trotz vorgeschriebenem Kopftuch für mich. Die Menschen sind der Wahnsinn – noch nie im Leben haben wir von uns unbekannten Menschen so viel Positives entgegengebracht bekommen! Wir nehmen uns fest vor, uns eine dicke Scheibe der iranischen Gastfreundschaft mitzunehmen! 🙂
- Turkmenistan war im Gegensatz zum Iran ein Schock: Vergoldete Statuen des Präsidenten, marmorne Prachtbauten, riesige Straßen. Doch wo waren die Menschen in Ashgabat? Als wir sie schließlich fanden, waren sie zurückhaltend, sprachen kaum englisch und begegneten uns mit sehr, sehr großem Abstand. Innerhalb der ersten 15 Minuten vor Ort wurden wir übers Ohr gehauen und am Anfang wollten wir einfach nur zurück in den Iran. Zum Glück wurde unser Bild von Turkmenistan im Laufe der vier Tage doch noch besser, wenngleich es trotz allem ein sonderbares Land für uns bleibt. Doch außerhalb der Hauptstadt waren die Leute netter, offener und zudem konnten wir die tolle Landschaft bewundern. Trotzdem, auch wegen der für Ausländer absolut überzogenen Hotelpreise, verließen wir das Land einen Tag früher als wir mussten.
- Im usbekischen Buchara waren wir überrascht von den vielen Touristen. Busladungen im Seniorenalter belagerten die Sehenswürdigkeiten und wir schlenderten an zahlreichen Souvenirständen und auf nur-einmal-Besucher ausgelegten Restaurants vorbei. Nichtsdestotrotz war die Stimmung vor Ort trotzdem entspannt, was vielleicht auch an ermüdenden 39 Grad tagsüber lag…? 🙂
- In Usbekistan nun endlich haben wir mal URLAUB gemacht! Das hört sich vielleicht komisch an, denn wir scheinen ja für ein Jahr lang im Urlaub zu sein, aber tatsächlich ist ‚Reisen‘ für uns etwas Anderes als ‚Urlaub‘. Eine Woche lang waren wir in den Nurata-Bergen Usbekistans unterwegs, haben bei Familien in ihren kleinen Gasthäusern übernachten dürfen, waren wandern und haben ein paar Tage in toller Umgebung ohne Zivilisationsgeräusche, ohne Handy- und Internetempfang, zelten können. Das war sehr erholsam! Und außer der grandiosen Natur gab es nichts anzuschauen.
- Absolut ungeplant und spontan sind wir nun nach Tadschikistan gereist – der Pamir Highway hat uns angelockt! 🙂
- Spannend und neu für uns ist, dass wir immer wieder Reisende treffen, die uns berichten, sie hätten einen Bekannten, den wir schon vor Wochen irgendwo getroffen haben, hier oder da gesprochen und uns Grüße von ihm ausrichten. Die Reisenden in den „-stan“-Ländern scheinen doch alle mehr oder weniger der gleichen Route zu folgen…
- Der Ramadan hat am 27. Mai begonnen. In Usbekistan haben wir davon nur wenig mitbekommen. Nur einmal waren wir bei einer Familie zu Besuch, bei der die Frau des Hauses fastete, aber in Tadschikistan ist er uns präsenter. Restaurants sind mit Vorhängen ausgestattet, damit die nicht-fastenden Gäste ungestört essen können. In unserem Restaurant gab es keinen Vorhang nach draußen, deshalb wurden wir gebeten, in einem von der Straße nicht einsehbarem Séparée zu essen. Mittagessen bekommt man trotzdem überall.
Sind uns kulturelle Unterschiede aufgefallen?
- Aus dem Iran wird uns sehr der Tarof im Kopf bleiben, die ritualisierte Höflichkeit mit mehreren Angeboten und mehreren Ablehnungen, bis man einer Einladung tatsächlich folgt (oder auch nicht). Darüber haben wir euch aber schon hier berichtet.
- In Turkmenistan waren wir zu kurz, als dass wir einen wirklichen Einblick in kulturelle Eigenheiten hätten bekommen können, wir waren beschäftigt mit Schauen und Dasein.
- In Usbekistan, ganz besonders in den Nurata-Bergen, durften wir in familiengeführten kleinen Gästehäusern übernachten. Wollte ich dort alleine ein wenig entspannen und z.B. am Blog schreiben, während Sebastian eine Wanderung machte, war mir dies kaum möglich. Immer wieder saß jemand bei mir, brachte mir etwas zu trinken, unterhielt sich mit Brocken Englisch, Brocken Russisch und viel Händen und Füßen mit mir. Oder lud mich zum fernsehen russischer Sendungen ein. Einen Gast scheint man dort nicht einfach alleine sitzen zu lassen, selbst wenn es sich um ein Gästehaus handelt.
- In Tadschikistan sind wir erst seit wenigen Tagen, nächsten Monat können wir mehr berichten…
Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen oder skurrilen Situationen aus?
- Ein Frauenthema: Tampons im Iran zu kaufen war ein wahrlich unvergessliches Erlebnis. Sechs überaus peinliche Momente in unterschiedlichen Apotheken in den zwei touristischsten Städten des Landes ließ ich über mich ergehen und hakte das Thema schon fast für mich ab, als ich in der siebten Apotheke dann doch fündig wurde. Im Kopf bleiben wird mir das Bild von den vor Scham unter den Apothekentresen verschwindenden Männern, die der einzigen Frau der Apotheke die englischen Sätze zuriefen, damit sie mir diese sagen konnte. Sie selber ließen sich nicht mehr blicken…
- Sebastian rettet uns mit seinen Russischkenntnissen immer wieder. Lustig war trotzdem, als er statt „Vishnia-Sok“ (Kirschsaft, Transkription nach meinem Hörverstehen 🙂 ) auf einmal „Jaiza-Sok“ (Eier-Saft) bestellte. Die Bedienung schaute uns verwirrt bis angeekelt an… 😉
- In Dushanbe trafen wir einen Deutsch-Tadschiken und seine Cousine, die uns spontan zum Hyatt-Hotel, ihrem must-see in der Stadt, fuhren. Da wir nun schon mal da waren, nutzen wir die Gelegenheit, die Lounge im 11. Stock zu besuchen in der Hoffnung auf einen lohnenswerten Ausblick auf die Stadt. Mit dem Hotelboy in Begleitung fuhren wir die vielen Stockwerke mit dem Aufzug nach oben, bis es auf einmal heftig ruckte und stockdunkel wurde. Stromausfall! Wir überlegten schon, dass wir immerhin genug zu trinken dabei hatten, doch dann ging zum Glück bald wieder das Licht an und wir konnten unsere Fahrt fortführen… Die Aussicht hat sich übrigens nicht gelohnt…
Unser Fazit des dritten Monats
Reisen heißt in Bewegung sein, Transportmöglichkeiten klären, Übernachtungsplätze finden, aktiv sein. Es ist toll, aber manchmal auch anstrengend. Deshalb ist es fantastisch, dass wir endlich mal Urlaub gemacht haben! Abgehangen, ein Buch gelesen, Mittagsschlaf gemacht, spazieren gegangen,… Immer brauchen wir das nicht, aber nach tatsächlich schon einem Vierteljahr Reise (Wahnsinn!!!) war es klasse!
„Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Haustür hinauszugehen. Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“ (J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Band 1. Klett-Cotta)
Drei Monate sind wir nun schon unterwegs! Ein Vierteljahr! Und es macht immer noch Spaß! 🙂 Mit jedem unserer Reisestopps ergeben sich neue Perspektiven für die Weiterreise. Andere Reisende erzählen von Bekannten von Bekannten, von denen sie gehört haben… Einheimische geben uns Tipps, wo wir unbedingt noch hinfahren sollen… In Tadschikistan sind wir absolut ungeplant und sehr spontan gelandet, dem neuen eVisum sei Dank, das wir über Nacht online beantragen konnten. Und mittlerweile hat sich eine Route für unsere Weiterreise herauskristallisiert: Von Westchina über den Karakorum Highway nach Pakistan und danach nach Indien. Dann schauen wir weiter. Wir halten euch auf dem Laufenden, einige Visa und Infos müssen wir noch einholen… Und wer weiß, vielleicht tragen uns unsere Füße doch woanders hin… 🙂
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Grüße Euch und ich habe schon Werbung mit Eurer eins2frei.com Adresse gemacht, selbst bei dem Prof. und Studenten , die letztes Jahr als Exkursion im Iran waren und der in Kurdistan über Wasserrechte promovierte.
Hi Hanno, cool, das freut uns! 🙂 Kannst du uns mal per Mail schreiben, wer da über Wasserrechte in Kurdistan promoviert hat? Das hört sich super spannend an! Liebe Grüße nach Augsburg!
Ah, so – nach Indien… Cool. Ich bin immer gespannter 🙂 Ihre Geschichte, Eindrücke, Gefühle, alle finde ich sehr interessant. Danke, dass ihr uns mitgenommen haben und wir kommen weiter mit 🙂
Liebe Grüße!
Liebe Hristina, da freuen wir uns sehr, wenn ihr uns beide weiter begleitet!! Und ich hoffe, dass wir uns nach der Reise auch mal wieder persönlich treffen! 🙂 Viele liebe Grüße zu euch!