Vorab…
Vier Wochen lang reisten wir durch den Iran und haben so unser 30-Tage-Visum fast vollständig ausgenutzt. Hier gibt es so viel zu sehen und zu erleben, dass wir irgendwann auf jeden Fall noch einmal hierher kommen müssen. Denn in diesen vier Wochen konnten wir vor allem die Klassiker des Landes – Kashan, Yazd, Schiraz und Isfahan – besuchen. Zusätzlich haben wir auf dem Weg nach Turkmenistan für eine Nacht in Mashhad gestoppt. Was uns dieses Mal leider nicht möglich war: einen Ausflug in die Wüste zu machen, einen Stopp in den Bergen einzulegen, ein Weilchen am Kaspischen Meer zu verbringen,…
Über die berühmten Städte des Irans lassen sich tausende Bilder und Berichte im Internet finden. Deshalb versuchen wir uns an einem neuen Weg und berichten euch in den kommenden Beiträgen von Momenten, die wir an diesen Orten erlebten und an die wir uns noch mehr erinnern möchten, als an sehenswerte Moscheen oder wuselige Basare…
Auf Richtung Süden – Auf nach Kashan!
Gerade mal drei Stunden mit dem Bus entfernt von Teheran liegt das kleine Städtchen Kashan. Wir erreichen es zur Mittagszeit, die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Ein Taxi bringt uns vom Busbahnhof zu unserer Unterkunft für die erste Nacht und dort angekommen staunen wir nicht schlecht: Wir stehen inmitten einer kleinen, engen, lehmverputzten Gasse, keine Menschenseele ist in der Hitze des Mittags zu sehen. Der Eingang zu dem kleinen Hotel ist eine winzige Holztür, die wir alleine niemals wahrgenommen hätten und durch die wir mit unseren großen Rucksäcken gerade so durchpassen. Wir treten durch die Türe und vor uns öffnet sich ein hübscher Innenhof um einen kleinen Brunnen; mit Kissen und Decken ausgelegte Diwane stehen um ihn herum. Unser Zimmer ist dazu ein Gegensatz: ein fensterloser, dunkler, kühler, kleiner Raum mit zwei steinharten Betten. Naja, wir sind eh nur zum Schlafen hier. Immerhin dürfen wir überhaupt diese Nacht hier schlafen, könnte man sich auch denken. Denn am nächsten Morgen heißt es Weiterziehen in das nächste kleine Hotel und auch dort können wir nur für eine Nacht bleiben. „Sorry, we are booked…“ So schlafen wir die drei Nächte in Kashan in drei verschiedenen Betten. Was vielleicht auch gar nicht so schlecht ist, ist das erste Zimmer doch fensterlos, klein und kalt, das zweite Zimmer nach Gas riechend – „that‘s normal in Kashan, don’t worry!“ – und das dritte Zimmer eine Moskitohöhle.
Was uns in Kashan besonders überrascht – zum ersten Mal auf dieser Reise – sind die vielen Touristen! Konnten wir uns bislang überall und jederzeit ein Hotelzimmer aussuchen, ist hier praktisch alles ausgebucht. Was vielleicht auch an der Unverbindlichkeit liegen mag, in der Zimmer reserviert werden. Denn aufgrund fehlender Vorab-Zahlungsmöglichkeiten – Kreditkarten können im Iran nicht genutzt werden – gibt es kaum eine Möglichkeit, wirklich zu wissen, ob Gäste kommen oder nicht. Trotz allem sind wir geplättet von vielen Reisegruppen, die sich durch Kashans kleine Sträßchen schieben und von vielen Individualtouristen und Backpackern, die die kleinen Guesthouses bevölkern. „Willkommen auf Irans Touristenstraße“, denken wir uns. Und tatsächlich treffen wir hier Reisende, die uns auch in den kommenden Wochen immer wieder an anderen Orten des Irans über den Weg laufen.
Kashan bleibt uns in Erinnerung aufgrund der hübschen, stillen, kleinen, lehmverputzten Altstadt, in der wir alles problemlos zu Fuß erreichen können. Kashan bleibt uns in Erinnerung wegen netter Kassierer an Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel dem historischen Hamam, der uns den Eintritt zum halben Preis gibt, weil wir aus Deutschland kommen und sein Bruder in Deutschland lebt. Kashan bleibt uns in Erinnerung wegen der netten Lavash-Bäcker, die Brot in Konsistenz und Geschmack einer Küchenrolle (sorry, aber so schmeckt es…) backen und mir beim Besuch ihrer Bäckerei ein „handverziertes“ Exemplar schenkten. Kashan bleibt uns in Erinnerung, da ein auf Entspannung ausgelegter Besuch der berühmten Gartenanlage Bāgh-e Fin zum Spießrutenlauf mit selfiewütigen Schulmädchen ausartet, die uns am Ende tatsächlich in die Flucht schlagen. Kashan bleibt uns zu guter Letzt in Erinnerung wegen einer Gruppe lauter und aufgeweckter Frauen, die wir bestimmt drei Mal in unserer Zeit vor Ort treffen und obwohl wir kaum miteinander sprechen können, wir trotzdem viel Spaß beim gemeinsam durch die Straßen laufen haben.
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