Seit neun Monaten unterwegs – Ein Dreivierteljahr!

Sebastian und Leo mir Arbeitern einer Lehmziegelfabrik in Lahore.

Was haben wir gemacht im Monat November, unserem neunten Reisemonat?

Den November verbringen wir in Pakistan und in Indien. Hatten wir gedacht, Pakistan sei laut, hektisch und stressig, so werden wir in Indien eines Besseren belehrt! ‚Incredible India‘ ist tatsächlich unglaublich… Dauergehupe, dichtgedrängter Verkehr, überall Müll und zwischendrin Schweine und die heiligen Kühe, so sind unsere ersten Eindrücke… Wir werden nicht mehr um ganz so viele Selfies wie in Pakistan gebeten, wir sehen mehr Touristen auf den Straßen und zum ersten Mal seit langem gibt es vegetarische Restaurants. Doch Indien ist auch anstrengend. Die permanente Reizüberflutung durch Lärm, Gerüche, Menschen, Tiere und Müll macht uns müde…

Schweine fressen Müll in Amritsar.
Natur in der Stadt… Schweine unterstützen die Müllabfuhr in Amritsar und suchen in den vielen Mülltüten nach Essbarem.

Welche Momente im November werden uns in guter Erinnerung bleiben?

  • Von Skardu, im Nordosten Pakistans, rumpeln wir in einem Kleinbus die 200km zurück zum Karakorum Highway. Für diese relativ kurze Strecke brauchen wir neun lange Stunden! Wir übernachten in der Provinzhauptstadt Gilgit, die wir damit zum zweiten Mal besuchen.
  • Von Gilgit aus fahren wir am nächsten Tag mit zwei Schwaben im Auto nach Islamabad. Entgegen der Ansage, das Auto brauche nur 14 Stunden und wäre viiiiel schneller als der 28 Stunden fahrende Bus, benötigen wir auch in unserem privaten Transport 18 Stunden für knappe 600km. Es ist eine nicht enden wollende Fahrt und wir sind alle heilfroh, als wir morgens um 3 Uhr endlich in Islamabad ankommen.
  • Islamabad selbst überrascht uns positiv! Hatten wir eine überfüllte und stressige Hauptstadt erwartet, so ist es in Wahrheit anders. In der Planstadt herrscht Ordnung. Die Straßen sind groß, es wurde teilweise sogar an Gehwege gedacht und wir freuen uns über unerwartet viel Grün.
  • Bei einem Ausflug in die Schwesterstadt Rawalpindi werden unsere Erwartungen an eine pakistanische Großstadt jedoch erfüllt. 🙂 Dichtgedrängter Verkehr schiebt sich langsam und mit ohrenbetäubendem Gehupe durch die engen Straßen, Verkäufer bieten Obst, Popcorn und Töpfe an und wir müssen aufpassen, von den gegen die Fahrtrichtung kommenden Motorrädern nicht angefahren zu werden.
  • Trotzdem gefällt uns das Gewusel und Chaos in Rawalpindi. Die Menschen lachen uns an und winken uns zu, freudig werden uns unsere Fragen beantwortet und statt um Selfies, bitten uns die Leute, nur von ihnen ein Foto zu machen.
  • In Rawalpindi nutzen wir die Gelegenheit, den Künstlern über die Schulter zu schauen, die Pakistans Lastwagen so kunstvoll und farbenfroh verzieren. Es ist unglaublich, mit wie viel Mühe und kreativen Accessoires die riesigen Nutzfahrzeuge verschönert werden. Solche Laster wären auch auf Deutschlands Straßen echte Hingucker! 🙂
Zwei Männer bemalen einen Lastwagen in Rawalpindi.
Mit unendlicher Kreativität und Geduld wird dieser Laster von allen Seiten verschönert. Häufig stecken die Besitzer ein Vermögen in ihre Fahrzeuge. Aber es lohnt sich!
  • In Islamabad melden wir uns, wie versprochen, bei „unserem Colonel“ und seiner Familie, die wir an unserem allerersten Tag in Pakistan hoch im Norden des Landes kennengelernt hatten. „Der Colonel“ [sprich: Körnel] lebt mit seiner Familie in einem hübschen Haus in Islamabad und spontan werden wir an einem Freitag zum Abendessen eingeladen. Dieses nette Essen ist der Auftakt zu einem wunderbaren Wochenende, an dem wir zur von den Briten gegründeten Hill Station Muree fahren, Bogen und Luftgewehr schießen, Badminton spielen und vor allem eine erste Einführung ins Golfen bekommen! Am kommenden Tag steht mit dem Besuch der großen Faisal Moschee Islamabads ein bisschen Kultur auf dem Programm. Danach treffen wir die restlichen Familienmitglieder zum Picknick im Park und werden abends beim Grillen auf der heimischen Dachterrasse verköstigt. Besonders die gebratenen Fettstücke aus dem Lammhintern stehen bei der Familie hoch im Kurs. Gut für uns, denn so können wir uns in aller Ruhe am Fleisch satt essen 😉
  • Hätten wir keine anderen Pläne gehabt, so hätten wir bestimmt noch viele weitere Tage ganz wunderbar mit dem Colonel und seiner Familie verbringen können. Doch wir brauchen in Islamabad auch ein wenig Zeit für uns und treffen spontan Almut und ihre vier Kids bei ihnen zu Hause. Wir erleben einen schönen Nachmittag bei Torte, Legospiel und spannenden Unterhaltungen über das Leben als „Expat“ in Pakistan. Wir sind geplättet als rauskommt, dass Almuts Familie in Augsburg-Göggingen lebt!
  • Almut verweist uns an eine „richtige“ Bäckerei in Islamabad! Einen Nachmittag futtern wir uns durchs Angebot, verschlingen die leckere Quiche, freuen uns über „richtiges“ Brot wie zu Hause und probieren allerhand Kuchen aus. Ein Paradies in Islamabad! ?
Sebastian zeigt einer pakistanischen Familie ein Fotoalbum.
„Der Colonel“ und seine Familie adoptieren uns fast. Nach einem wunderschönen gemeinsamen Wochenende zeigen wir abends Fotos aus unserem Leben zu Hause und beantworten die vielen auftauchenden Fragen.
  • Wir behalten die Smogwerte im Blick und nachdem es endlich anfängt zu regnen, fahren wir wie geplant nach Lahore. Obwohl uns alle Menschen, die wir dort treffen, berichten, wie toll die Luft doch aktuell wäre, können wir nicht zustimmen. Gelb sieht sie aus und wir haben das Gefühl, uns mit jedem Atemzug Schlechtes zu tun.
  • Trotzdem besuchen wir das Fort Lahores und die beeindruckende Badshahi-Moschee, die zu den schönsten Moscheen gehört, die wir bislang gesehen haben.
  • Doch noch eindrücklicher als der Besuch von Fort und Moschee ist der spontane Stopp bei einer Ziegelbrennerei. Die Männer zeigen uns, wie sie die Ziegel herstellen und oben auf dem großen Brennofen können wir uns selbst davon überzeugen, wie heiß die Ziegel gebrannt werden! Ich habe Angst, dass die Gummisohlen meiner Schuhe zu schmelzen beginnen…
  • Unseren letzten Tag in Pakistan verbringen wir bei der skurrilen Grenzschließungszeremonie, die seit 1959 jeden Tag an der Grenze zu Indien begangen wird. Sowohl auf pakistanischer wie auch auf indischer Seite der Grenze scheint es Aufgabe zu sein, möglichst böse zu gucken (die Soldaten) und möglichst viel Lärm zu machen (die Zuschauer). Und die Soldaten müssen zudem beweisen, dass sie ihr Bein bis an den Kopf hochwerfen können. Auch wenn uns so viel Patriotismus nicht ganz nachvollziehbar ist – sehenswert ist dieses Event allemal.
Ein pakistanischer Soldat während der Grenzschließungszeremonie an der Wagah Border.
Hacke, Spitze, hoch das Bein! Sowohl auf pakistanischer als auch auf indischer Seite sind die Soldaten gut trainiert 🙂
  • Am nächsten Tag sind wir schon wieder an der Grenze, jetzt aber richtig! Heute reisen wir von Pakistan nach Indien aus und finden eine menschenleere Grenze vor. Weit und breit sind wir die einzigen Reisenden und so geht die Aus- und anschließende Einreise flott und problemlos vonstatten.
  • In Indien beziehen wir Quartier in Amritsar. Die Stadt ist vor allem für den goldenen Sikh-Tempel berühmt, uns wird sie aber zudem als die „Drachensteigerstadt“ in Erinnerung bleiben. „Das ist ja wie im Buch ‚Der Drachenläufer‘“, geht es mir hier häufig durch den Kopf, wenn ich die Nachbarskinder auf ihren Dachterrassen beobachte, wie sie gegenseitig versuchen, sich die Drachenleinen durchzuschneiden. Und auch wir mischen uns unter die Drachensteiger, sehr zum Vergnügen der Nachbarn, die unsere Versuche genau beobachten und kommentieren. Doch mit den geübten Profikids der Nachbarhäuser können wir es nicht aufnehmen…
Leo lässt in Amritsar einen Drachen steigen.
Vier Nachmittage trainieren wir eifrig, doch das Drachensteigen ist schwerer als gedacht. Und wenn wir endlich mal eine gewisse Höhe erreichen, schlagen gleich die Nachbarkids zu und scheiden unsere Drachenschnur durch…
  • Nach Amritsar ist unser nächster Stopp das super touristische Agra und wir machen dem Taj Mahal unsere Aufwartung. Es wird ein „once in a lifetime“-Besuch sein: Das Gebäude ist wunderschön, doch der ganze Stress und Trubel drumrum wird uns nicht zu schnell wieder nach Agra führen.
  • In unserem nächsten Stopp Jaipur freuen wir uns über die für uns ungewöhnliche Tierwelt. Auf einmal ziehen Dromedare die Lasten, hüpfen Affen an Straßenlaternen entlang und spaziert ein Elefant durch den Kreisverkehr!
  • Aber unsere kommende Richtung steht: Wir wollen raus aus den Städten und endlich ans Meer!!

 

Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen oder skurrilen Situationen aus?

  • Wir sitzen gemütlich vor dem Goldenen Tempel in Agra, als eine indische Familie auf uns zusteuert. „Selfie mal wieder?“, denken wir uns. Doch nein, sie sprechen uns auf Italienisch an. Denn sie leben in Italien und haben uns für Landsleute gehalten. Leider können wir nur wenig zur Unterhaltung beitragen und so verabschieden sie sich bald wieder.
  • Seit Passu übrigens, im Norden Pakistans gelegen und bereits fast neun Wochen her, haben wir keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Und vermissen es auch nicht wirklich.
  • In Amritsar freuen wir uns dagegen über vegetarische Restaurants in Hülle und Fülle – und stehen in unserem ersten vegetarischen McDonalds! Habt ihr auch schon mal einen gesehen?
Eingangstür zu einer McDonald’s Filiale in Amritsar. Ein Schild weist darauf hin, dass dies ein vegetarischer McDonald’s ist.
Erst dachten wir, es sei ein Scherz: Aber nein, in einem gewissen Umkreis um Amritsars Goldenen Tempel dürfen die Restaurants kein Fleisch anbieten!

Gibt es Tipps für kommende Langzeit(welt-)reisende?

Thema Reiseführer: Sie waren die einzige Lektüre, die wir noch als richtige Bücher mitnahmen, alles andere gibt es nur noch auf dem eBook-Reader zu lesen. Doch auch bei Reiseführern haben wir dazu gelernt: Wir haben keine Lust mehr, einen schweren Wälzer jeden Tag mit uns durch die Gegend zu schleppen. Seitdem wir einmal einen Reiseführer als eBook testen durften und diesen auf unseren Handys jederzeit dabei hatten, ist dies unser neuer Favorit geworden.

Aber Achtung: Ein PDF ist auf dem Handy sehr unpraktisch, da Verlinkungen nicht funktionieren und der Lesekomfort durch Hin- und Herwischen bei einem kleinem Handydisplay zu wünschen übrig lässt. Deshalb darauf achten, dass der Reiseführer der Wahl als eBook vorhanden ist, denn hier kann man bei Querverweisen direkt auf die passende Seite springen, externen Links folgen und sich Karten vergrößert anzeigen lassen.

 

Unser Fazit des neunten Monats

Monat Neun war anstrengend. Die großen Städte Pakistans sind laut und voll und obwohl wir unser Reisetempo sehr gedrosselt haben, sind wir trotzdem gut unterwegs. Zudem ist Pakistan das erste Land für uns, in dem wir alle naselang Verdauungsprobleme hatten. Ob es an den vielen Linsen liegt, die täglich gegessen werden? In Indien freuen wir uns nun über Unmengen vegetarischer Restaurants und viel, viel Abwechslung in den Speisekarten!

Auch in Indien haben wir es bislang leider noch nicht wirklich raus aus den Städten geschafft, aber unser Plan steht ja bereits: Meer! Und das möglichst schnell! Außer einer dicken Erkältung, die mich ziemlich lahmgelegt hat, geht es uns sonst aber gut hier in diesem hektischen, trubeligen Chaos und mit der Aussicht auf einen Urlaub geht’s uns gleich noch besser! 🙂

Neun Monate sind wir inzwischen nun schon unterwegs und uns erreichen vermehrt Fragen, ob wir es denn bis Ende Februar zurück nach Hause schaffen werden? Schon länger machen wir uns darüber Gedanken und haben nun entschieden: Bis Februar werden wir nicht zurück sein… Zu schön ist es, fremde Länder zu besuchen und täglich Neues zu erleben. Wir haben viel gesehen und erlebt in den letzten neun Monaten, aber es liegt auch noch so viel Spannendes vor uns… Es gibt keine Deadline, die uns zwingend nach Hause ruft und so werden wir noch ein Weilchen länger Indien und seine Nachbarländer bereisen! 🙂

Eine indische Frau steht neben einem Schild, das die Frage stellt, was man noch machen möchte, bevor man stirbt.
Ohne Worte… Gesehen in Amritsar. Wenn ihr uns besuchen kommen wollt, sagt Bescheid! 😉

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6 Comments

  1. Hallo ihr lieben!
    Gerade bei Arte werdet ihr verfolgt. Eine Doku über die Seidenstraße hat ein paar Stellen besucht, wo ihr auch wart… War schön anzuschauen und zu denken: „genau! da waren sie auch!“!!
    Übrings: gerade lese ich ein Buch über ein Paar, dass eine 6 monatige Reise pgeplannt hat und letztendlich 16 Jahre unterwegs war… 😉

    1. Hallo liebe Naiara,

      schön von dir zu lesen!
      Dann scheint die Arte-Doku ja auf unseren Spuren zu wandeln 😀 Oder wir doch eher auf ihren…

      Wie heißt das Buch denn, dass du liest? Hört sich spannend an! 🙂

      Viele liebe Grüße zu dir und Tobi
      von uns beiden

  2. Hallo ihr beiden,
    ich hoffe ihr habt es schon ans Meer geschafft ?!
    Habt ihr Sri Lanka auf eurer Reiseliste? Stefan und mein Bruder werden Anfang Februar dort sein… 😉
    Ich wünsche euch eine aufregende Weihnachtszeit. Ich war 2008/2009 in Indien über Weihnachten und Sylvester, unvergesslich und ganz besonders! Viele Grüße und tolle Eindrück aus dem Regen in Augsburg .

    1. Hi Linda,
      jaaa, endlich sind wir am Meer!! 🙂 Urlaubsfeeling pur!
      Sri Lanka werden wir leider nicht besuchen, denn trotz der Nähe zu Indien gibt es momentan keine Fährverbindungen, sondern man muss fliegen. Echt schade, aber es gibt ja genug anderes schönes zu sehen.
      Wir sind auch schon ganz gespannt, wie Weihnachten und Silvester hier so wird. Bei der Hitze kommt die Weihnachtsstimmung nicht so ganz auf, aber wir werden uns schöne Tage machen! 🙂
      Auch euch tolle Weihnachten und entspannte Tage!
      Viele liebe Grüße nach Augsburg, der Regen hat sich hoffentlich schon wieder verzogen! 🙂

  3. Haha, ich wusste es… ihr könnt nicht einfach nach House gehen, nach all dieser Abendteuer und mit all dieser spannededen Lender in der Gegend. Ich freue mich, ich werde noch eine Weile interessante Berichte lesen 😉
    Frohe Weihnachten und noch viele spannende und begeisternde Reisetage!
    Hristina 🙂

    1. Liebe Hristina,

      vielen Dank, wir wünschen Dir auch Frohe Weihnachten und schöne Tage bis Silvester!
      Ja, das Reisen ist einfach zu schön, als dass wir jetzt schon zurückkommen könnten 😉 Wir sind schon am nächsten Bericht dran – kommt bald 🙂

      Herzliche Grüße aus dem heißen Indien,
      Sebastian

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