Seit 13 Monaten unterwegs

Sebastian und Leo wandern auf dem Annapurna Circuit.

Was haben wir gemacht, im Monat März, unserem dreizehnten Reisemonat?

Es geht in die Berge! Nachdem wir in Monat Zwölf vor allem eine Blogschreibphase in Kathmandu eingelegt hatten und im Anschluss das Terai, die an Indien angrenzende Tiefebene mit dem Chitwan Nationalpark und Buddhas Geburtsstadt Lumbini besucht haben, geht es nun in den Himalaya. 17 Tage lang wandern wir rund um den Annapurna und erholen uns im Anschluss in Nepals zweitgrößter Stadt Pokhara von den Strapazen der Bergtour.

Ein Nashorn in einem Teich im Chitwan Nationalpark in Nepal.
Nashörner in Nepal? Ja, auch die gibt es, wenn auch nur im Süden des Landes.

Welche Momente im März werden uns in guter Erinnerung bleiben?

  • Der März beginnt mit dem Holi-Fest, dem Fest der bunten Farben. Unter anderem wird damit der Frühling begrüßt und auch in der Kleinstadt Tansen geht es bunt zu, wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie in den Großstädten Nepals. Als Ausländer scheinen wir ein ganz besonders attraktives Ziel für das Farbpulver zu sein und vor allem ich, Leo, kriege eine ordentliche Ladung ab…
  • Auf dem Weg von Tansen nach Pokhara machen wir wiedermal „Bus hopping“. Eigentlich geht das sehr problemlos, wir werden einfach von einem Bus zum nächsten samt unserem Gepäck weitergereicht. Beim letzten Mal Umsteigen fragen wir, ob wir noch kurz auf die Toilette gehen können, bevor der Bus abfährt. Der Busbetreuer bejaht. Als wir kurz darauf zurückkommen, ist der Bus weg! Mit unserem Gepäck, das bereits im Gepäckfach war. Wir bekommen einen ordentlichen Schreck, denn ohne unsere Rucksäcke kommen wir nicht weit. Zum Glück passiert das alles in einem Busbahnhof und am Schalter in der Nähe ist sogar die Handynummer des Fahrers hinterlegt. Nach einem Anruf ist klar: Er muss umdrehen. Etwa 30 Minuten später steht der Bus mit unserem Gepäck wieder vor uns. Wir entscheiden uns trotzdem für den nächsten Bus, auf diesen hier haben wir keine Lust mehr.
  • Für eine Woche quartieren wir uns in Pokhara in einem tollen kleinen Guesthouse ein. Es ist zentral gelegen, aber trotzdem sehr ruhig in einem schönen, grünen Garten. Eine Oase mitten im Tourigedrängel. Obwohl es tagsüber schon richtig warm wird, kühlt es nachts ordentlich ab.
  • Wir machen von Pokhara aus eine Testtageswanderung hoch nach Sarangkot und kommen dabei ordentlich ins Schwitzen. Das kann ja was werden im Himalaya…
  • Während wir morgens gemütlich beim Frühstück sitzen, fährt auf einmal ein uns bekannter Toyota Land Cruiser mit Freiburger Kennzeichen an uns vorbei. Theresa und Matthias von Hello Big World, die Freiburger, die mit ihren beiden Hunden Maya und Joey reisen und die wir bereits aus dem indischen Goa kennen. Was für ein Zufall!
Sebastian und Leo mit einem Pärchen und zwei Hunden in Pokhara.
Dieses erste Treffen war schon ein Zufall. Aber dass wir uns dann in den Bergen noch ein zweites Mal zufällig über den Weg laufen… Das sollte wohl einfach so sein.
  • Mit dem Bus fahren wir von Pokhara nach Besisahar, unserem Ausgangspunkt für den Annapurna Circuit. Wir haben ein wenig Bedenken, dass wir aufgrund der Straße, die es nun auch auf dieser Seite des Passes gibt, nicht mehr auf schönen Wanderwegen laufen können, doch diese Sorge ist zum Glück (großteils) unbegründet.
  • Trotzdem sind wir überrascht, wie viele Leute von Besisahar aus mit einem Jeep noch weiter hinein ins Tal fahren, um sich die ersten Wandertage zu sparen.
  • Diese ersten Tage sind ganz schön anstrengend. Zum einen müssen wir uns erst mal daran gewöhnen, ständig unseren Rucksack zu tragen. Dann ist er – mit einem Haufen Proviant gefüllt – auch einfach zu schwer. Und zusätzlich geht es hunderte Treppenstufen hoch und runter. Die Frage, warum wir uns das eigentlich antun, kommt mir häufiger… 🙂
  • Zu Beginn der Wanderung kommen wir noch an Bananenpalmen vorbei, entdecken Affen und freuen uns über die angenehm warmen Temperaturen.
Leo wandert auf einem schmalen Pfad auf dem Annapurna Circuit in Nepal.
Im Großen und Ganzen haben wir ein riesen Glück mit dem Wetter! Nur drei Nachmittage regnet es ein bisschen, richtig nass werden wir nie.
  • Spätestens ab Tag 6 haben wir so viele Höhenmeter gemacht, dass es auch tagsüber nicht mehr wirklich warm ist, bald schon schneit es zum ersten Mal.
  • In Manang, unserem Tag 8, legen wir einen ersten Pausen- und Akklimatisierungtag ein, wir sind mittlerweile bereits auf 3.500 Meter Höhe.
  • Während es mir in den wenigen Tagen zwischen Manang und dem Pass eindeutig zu kalt zum Duschen ist, möchte Sebastian nicht darauf verzichten. Als erster Gast darf er die neue, gasbetriebene Dusche unseres Guesthouses ausprobieren. Doch leider stimmt irgendetwas überhaupt nicht und nachdem er sich gerade eingeseift hat, gibt es ein komisches Geräusch. Auf einmal fängt die ganze Duschkabine an zu brennen! Er trifft die richtige Entscheidung und stürzt aus der Dusche, steht nun aber nackt mitten auf dem Hof und schaut in die entsetzen Gesichter der Angestellten. Immerhin wissen die, wo die Gasflasche steht und nachdem der Gashahn zugedreht wurde, geht auch das Feuer schnell wieder aus. Die Dusche ist vorerst nicht mehr zu gebrauchen, zum Glück ist Sebastian nichts passiert!
  • In den kommenden Tagen arbeiten wir uns kontinuierlich weiter nach oben, bis wir an unserem Tag 11 endlich auf dem Thorung La Pass stehen. 5.416 Meter, das raubt uns den Atem! Doch wir haben wahnsinniges Glück mit dem Wetter, keine einzige Wolke ist zu sehen und so genießen wir den fantastischen Ausblick.
  • Endlich auf der anderen Seite des Passes angekommen, verderbe ich mir erst mal den Magen und wir machen gezwungenermaßen zwei Tage Pause…
  • Dann aber geht’s weiter: Wir wandern nach Kagbeni und stehen vor den Toren des alten Königreichs Mustang. Leider dürfen wir nur noch bis ins nächste Dorf Tiri für einen Tagesausflug wandern, dann ist Schluss. Wer weiter nach Norden möchte, braucht ein Special Permit und das ist ganz schön teuer.
  • Wir wenden also und wandern Richtung Süden, immer am riesigen Flussbett des Kali Gandaki entlang. Es ist das wohl größte Flussbett, das wir je gesehen haben.
Sebastian im Flussbett des Kali Gandaki vor dem Dorf Kagbeni.
Das beeindruckende Flussbett des Kali Gandaki mit einem aktuell recht kleinen Fluss vor Kagbeni
  • Doch hier endet für uns leider auch der Wanderspaß: Für viele der nächsten Etappen gibt es keine Ausweichwege mehr und wir müssen uns die Straße mit den Jeeps teilen, die die Bergdörfer des Nordens mit Pokhara verbinden. Ab spätestens 11 Uhr kommt im Flussbett des Kali Gandaki täglich ein starker Wind auf, der schon fast sturmartig an unseren Rucksäcken reißt und uns kräftig einstaubt. So macht es uns keinen Spaß mehr.
  • Nach einem letzten Tag auf schönen kleinen Pfaden weit abseits der Straße beschließen wir, dass es das nun war. Am nächsten Tag nehmen wir den Bus zurück nach Pokhara.
  • Stundenlang, genauer gesagt 9 Stunden lang, holpern wir für 130 Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Abends kommen wir müde und eingestaubt in Pokhara an und freuen uns über die heiße Dusche.
  • In den drei Wochen, in denen wir Wandern waren, ist der Garten unseres Guesthouses regelrecht explodiert. Auch ist es mittlerweile sogar abends angenehm warm. Doch gibt es nun auch fast täglich starke Gewitter und wir schrecken nachts mehrfach aus dem Schlaf, so laut sind die Donner.
  • Fünf Tage erholen wir uns in der Stadt am Fewa-See, gehen lecker essen, arbeiten nach drei Wochen laptopfreier Zeit wieder am Blog und nutzen die Gelegenheit, mal wieder mit Familie und Freunden telefonieren zu können.
Boote am Ufer des Fewa-Sees in Pokhara.
Pokhara mit seinem Fewa-See ist der Urlaubsort Nummer Eins in Nepal

Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen oder skurrilen Situationen aus?

  • In Pokhara fragen wir in einem Handyladen, wo wir unsere alte Batterien entsorgen können. Die junge Verkäuferin hat sichtlich keine Ahnung, erkundigt sich aber bei ihren Kollegen. „Go to the camping area, dig a hole and leave them there!” Wir überlegen, ob diese Antwort ernst gemeint sein kann und ja, das ist sie. Mit „camping area“ ist die große Wiese am See gemeint und dort einfach ein Loch für die Batterien zu graben?! Glücklicherweise bekommen wir bei einem zweiten Laden noch eine andere Auskunft, dass nämlich ab und an Batterien als Sondermüll abgeholt werden, solange sammelt sie jeder bei sich. Was dann aber mit den Batterien passiert, können wir leider nicht weiter in Erfahrung bringen.
  • Pokhara ist der Ort der Bäckereien. Mindestens sechs gibt es und alle verkaufen leckeren Kuchen. Als wir uns für ein Stück Zitronenkuchen entscheiden, fragen wir die Verkäuferin, ob er von heute sei. „Of course, very fresh!“ gibt sie zurück und drückt mit ihrem wahrscheinlich nicht ganz sauberen Finger zur Verdeutlichung mehrere Male auf dem letzten Stück Zitronenkuchen herum. Sehr lecker, Dankeschön…

 

Gibt es Tipps für kommende Langzeit(welt-)reisende?

Oft werden wir gefragt, was wir von zu Hause besonders vermissen. Natürlich sind an erster Stelle unsere Familien und Freunde ;-), aber daneben ist es die Möglichkeit, selbst zu kochen. So versuchen wir mittlerweile, uns öfters mal ein kleines Appartement mit einer Küche zu mieten. Nicht, dass wir große kulinarische Meisterwerke auf den Teller bringen wollen, aber Spaghetti mit einer selbstkreierten Gemüsesauce oder Pellkartoffeln mit Spiegelei können zu echten Schmankerln werden. Das einfache Essen vermissen wir manchmal am meisten, denn das gibt es im Restaurant eher selten.

Unser Tipp also: Schaut, was euch fehlt und gönnt es euch ab und an, damit der Spaß am Reisen erhalten bleibt.

Kürbissuppe und Reis auf einem Teller.
Während der Wanderung war uns selbst kochen nicht möglich. Welch ein Glück, dass wir besonders mittags aber immer tolle Kürbissuppen zu essen bekamen.

Unser Fazit des dreizehnten Monats

Seit zwei Monaten sind wir in Nepal und der Unterschied zu Indien ist für uns klar spürbar. Wurden wir dort mindestens dreimal täglich von Fremden nach einem gemeinsamen Selfie gefragt, ist uns das in neun Wochen in Nepal genau zweimal passiert. Nepal ist für uns deutlich ruhiger, es wird weniger gehupt, die Menschen sind zurückhaltender und es gibt so viele Touristen im Land, dass man selbst gar nicht mehr auffällt. Was aber auch den Nachteil hat, dass wir viel schwieriger mit den Einheimischen in ein tiefergehendes Gespräch kommen als in Indien.

Das Schönste diesen Monat waren für uns die drei Wochen, die wir in den Bergen verbracht haben. Obwohl die Gegebenheiten häufig wenig luxuriös waren, der Strom aus der Steckdose irgendwann immer rarer wurde, eine heiße Dusche immer mehr Seltenheitscharakter bekam und wir mit zunehmender Höhe die Kälte immer deutlicher spürten, waren es trotzdem unvergessliche Tage, die wir draußen in der Natur verbrachten. Von 800 Metern wanderten wir hoch bis auf 5.416 Meter und legten in unseren 14 Wandertagen (3 Tage Pause machten wir ingesamt) 196 Kilometer zurück. Unglaublich, wie weit man auch zu Fuß kommen kann!

Toll war für uns auch der feste Tagesrhythmus, der sich schnell einspielte: Um 7 Uhr frühstückten wir und ab etwa 8.30 Uhr waren wir dann unterwegs. Den ganzen Tag verbrachten wir draußen, aßen mittags meist frisch zubereitete Kürbissuppe mit Reis und kamen nachmittags an unserem Zielort an. Wir trafen unterwegs viele nette Menschen, von denen wir den meisten immer wieder begegneten. Und eine Erkenntnis der Wanderung: Je fordernder der Weg , desto unbedeutender der Rucksack auf unserem Rücken 🙂

Sebastian und Leo sitzen an ihre Rucksäcke gelehnt vor einem schneebedeckten Berg im Himalaya.
Wer viel wandert, darf auch mal eine Pause machen 🙂

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