Seit 22 Monaten unterwegs

Ein Grauwal taucht neben dem Boot, in dem Leo sitzt, aus dem Wasseraus dem

Was haben wir gemacht im Monat Dezember, unserem zweiundzwanzigsten Reisemonat?

Wir sind angekommen in Mittelamerika! Seit fast einem Monat befinden wir uns nun in Mexiko und ja, es ist anders hier als in Asien. Da sind z.B. der lockere Umgang zwischen Männern und Frauen, knapp bekleidete Frauen auf Werbeplakaten und auf der Straße, Riesenkakteen auf der Baja California, kaum noch Menschen, die zu Fuß gehen, überall Taco-Stände und unfassbar viele übergewichtige Menschen.

Der Himmel färbt sich lila, im Vordergrund stehen die beiden Liegestühle unserer Terasse
Unglaubliche Sonnenuntergänge können wir fast jeden Abend von der Terrasse unseres House Sittings beobachten

Welche Momente im Dezember werden uns in guter Erinnerung bleiben?

  • Am 9. Dezember erreicht unser Containerschiff den mexikanischen Hafen Manzanillo. Nach 18 Tagen auf See gehen wir an Land. Es ist toll, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, aber schon jetzt unglaublich, dass wir tatsächlich den Pazifik mit einem Schiff überqueren konnten.
  • An diesem ersten Tag in Mexiko, wie in jedem neuen Land, fällt uns vieles auf: die zwei Beamten bei der Einreise, die aussehen wie die klassischen Ganoven in einem Film. Die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Taco-Stände. Und die wahnsinnig vielen dicken Menschen, die wir in nur kurzer Zeit sehen. Gut, dass wir länger im Land sein und damit in den kommenden Wochen und Monaten diese ersten Eindrücke hoffentlich besser einordnen und vielleicht auch widerlegen werden können.
  • Wir lassen uns vom Hafen direkt zum Busbahnhof bringen. Es erwartet uns die längste Busfahrt der ganzen Reise: Mit zwei Bussen fahren wir ohne Pause 40 Stunden lang, zwei Nächte und einen Tag, 1.500 Kilometer nach Norden direkt an die US-Grenze auf die Baja California, denn dort haben wir einen Termin…
  • In Südkorea hatten wir uns für einen erneuten House Sit beworben und wir müssen rechtzeitig ankommen, bevor die Besitzer unserer zwei Begleiter für die nächsten drei Wochen in ihren Urlaub aufbrechen.
  • Wir kommen pünktlich an und stehend staunend in unserem Zuhause für die kommenden Wochen. Direkt am Pazifik werden wir in einem Traumhaus wohnen, begleitet von den zwei aufgeweckten Australian Shepherds Ellie und Bodhi.
Leo wirft Bodhi am Strand einen Ball
Unser neues Leben mit Ellie und Bodhi hält uns fit, denn sie geben uns einen klaren Tagesplan vor. Wir müssen uns erst daran gewöhnen, doch dann gefallen uns das frühe Aufstehen und die regelmäßigen Spaziergänge gut.
  • Wie auch schon bei den letzten House Sits freuen wir uns, einfach mal wieder ein Zuhause zu haben und an einem Ort sein zu können. Karen und Jay, die Hausbesitzer, sind beide Köche und wir finden eine Profiküche mit sogar zwei Backöfen vor. Ein Backofen reicht uns, aber der wird genutzt… Es gibt Karottenkuchen, Hefezopf, Brot, Lasagne, Auflauf und einen weiteren Kuchen. Und kurz vor Weihnachten starte ich bei nebligem Wetter eine Plätzchen-Back-Aktion und werde ein bisschen melancholisch.
  • Jetzt in der Weihnachtszeit trudeln Nachrichten von Freunden ein, die von ihren jährlichen Treffen berichten und Zuhause kommen unsere Familien zusammen. Sich jetzt für einige Tage nach Hause beamen zu können, das wäre schön…
  • Unser Heiligabend verläuft ganz entspannt und nicht viel anders als die anderen Tage: Wir gehen mit Ellie und Bodhi Gassi, rufen wegen der Zeitverschiebung schon vor dem Mittagessen unsere Familien an, machen fürs Mittagessen Lasagne und sitzen abends bei leckerem Käsefondue zusammen und stoßen mit einem Glas Wein auf dieses Weihnachten an. Letztes Jahr feierten wir mit den Reisenden Claudia, Bernd, Matthias und Christian in Indien und aßen Fisch am Strand. Heute sind wir in einem schönen Haus in Mexiko, begleitet von unseren Hunden Ellie und Bodhi.
Sebastian surft in den Wellen des Pazifiks
Wie auch im letzten Jahr feiern wir Weihnachten am Meer. Hier ist es allerdings um einige Grad kälter und welliger. Sebastian hält das trotzdem nicht ab und er wagt sich aufs Surfbrett.
  • Nach drei Wochen House Sitting kommen Karen und Jay zurück aus ihrem Heimaturlaub und wir ziehen weiter.
  • Silvester feiern wir mit Óscar und Nayeli, bei denen wir über Couchsurfing einen Platz zum Übernachten gefunden haben. Wir freuen uns sehr, zwei Mexikaner in unserem Alter kennenzulernen, denn in den letzten drei Wochen waren wir vor allem von US-Amerikanern umgeben, die in der Wohnanlage leben. Mit Óscar, Nayeli, zehn ihrer Freunde und ihren zwei Hunden und zwei Katzen feiern wir den Beginn des neuen Jahres. Hallo 2019!
  • Drei Nächte bleiben wir in Ensenada. Nayeli führt uns in die mexikanische Küche ein, es gibt Fisch- und Shrimps-Tacos, Maiskolben, Eis mit Chilipulver und allerhand anderes Leckeres zu essen. Und für mich, Leo, sind diese Tage wie ein Spanisch-Crash-Kurs, denn die gesamte Kommunikation läuft von nun an auf Spanisch. Leicht für Sebastian, der es fließend spricht, doch mir brummt abends ganz schön der Kopf. Doch ich schlage mich gut, finde ich! 🙂
  • An unserem letzten Morgen in Ensenada fährt uns Óscar an eine Straßenkreuzung und verabschiedet sich von uns. Ab hier möchten wir nach Süden trampen. Nach 1 ½ Stunden Wartezeit stoppt tatsächlich ein Auto: Raúl und Mitzi, ein Pärchen aus Tijuana in unserem Alter, nehmen uns 200 Kilometer mit nach Süden. Leider verlassen sie in San Quintín unsere Strecke und wir steigen aus.
Leo steht mit einem Schild am Straßenrand in Ensenada und versucht zu trampen.
Zwei Tage versuchen wir zu trampen, dann geben wir auf. Außer Raúl und Mitzi stoppt kein weiteres Auto für uns. Wir hatten auf die Solidarität unter Reisenden gehofft, die uns in Asien immer wieder begegnete. Aber von der spüren wir hier nichts.
  • In San Quintín kommen wir erst nachmittags an, bald wird es dunkel. Weil wir nicht über die Nacht trampen wollen, mieten wir uns ein Zimmer im Hotel. Am nächsten Tag stehen wir voller Motivation wieder an der Straße, doch werden ernüchtert: Egal, ob Mexikaner oder US-Amerikaner, fast alle fahren sehr große Autos, haben Platz und stoppen nicht. Nach ein paar Stunden brechen wir das Vorhaben ab.
  • Zum Glück gibt es die Möglichkeit, über Facebook Mitfahrgelegenheiten zu organisieren und wir bekommen die Nachricht, dass Álvaro nach Süden fährt und uns mitnehmen kann.
  • Mit vier Stunden Verspätung kommt Álvaro endlich bei uns an und es wird schon fast dunkel. Sollten wir nochmal bei jemandem mitfahren, so nehmen wir uns vor, es weit vor Anbruch der Dunkelheit zu machen. Die Straße nach Süden ist spektakulär, doch leider können wir die Riesenkakteen bald nur noch erahnen.
  • Nachts um 23 Uhr kommen wir in Guerrero Negro bei unserem nächsten Couchsurfing-Gastgeber an. Fernando ist bereits 60 Jahre alt, Ur-Opa und macht Couchsurfing! Cool irgendwie! 🙂
Sebastian steht mit unserem Couchsurfing-Gastgeber Fernando, dessen Tochter und ihrem Mann vor einem Taco-Stand
Mit Fernando, seiner Tochter Bella und ihrem Mann Pablo stoppen wir zum Mittagessen am Tacostand ihres Vertrauens. Wir wählen zwischen Fisch- und Shrimps-Tacos, beide schmecken gut.
  • Fernando gibt sein Bestes, uns die schönsten Seiten seines kleinen Heimatorts zu präsentieren. Nachdem wir den ersten Tag bei ihm krankheitsbedingt ausfallen – der erste Durchfall seit langer Zeit – wird der nächste Tag zu einem Highlight!
  • Früh morgens brechen wir auf und fahren mit einem kleinen Boot in Begleitung von Fernandos Tochter und ihrem Mann in die Lagune Ojo de Liebre. Hierher kommen von Januar bis März die Grauwale, um in der geschützten Lagune ihre Jungen zu bekommen. Es dauert ein Weilchen, bis wir Wale finden, doch dann sind wir umringt von drei großen Grauwalen. Wir erwarteten, nur ein paar Rücken oder Flossen zu sehen, doch es wird anders. Die Wale schwimmen unter unserem winzigen Boot hindurch, tauchen genau davor wieder auf und erfreuen und erschrecken uns zugleich mit ihren Atemfontänen aus nächster Nähe. Sie kommen so nah ans Boot heran, dass wir sie anfassen können! Natürlich werden sie nicht gefüttert, sie scheinen einfach sehr neugierig zu sein.
  • Nachmittags organisiert Fernando für uns einen Besuch an seinem Arbeitsplatz, der Saline von Guerrero Negro, der größten Meerwassersaline der Welt. Was wie Schnee aussieht, sind Unmengen von Salz, die aus dem Meerwasser gewonnen werden. Acht Millionen Tonnen werden hier jedes Jahr gefördert. Er rundet unseren Ausflugstag mit dem Besuch eines Antilopen-Ansiedlungsprojekts und einem Spaziergang auf riesigen Sanddünen ab. Obwohl alle Programmpunkte des Tages toll waren, ist unser Favorit doch ganz klar der Vormittag mit den Grauwalen!
Der Kopf eines Grauwals kommt nur Zentimeter von unserem Boot entfernt aus dem Wasser heraus.
Dass wir die Grauwale aus allernächster Nähe sehen, hätten wir nicht erwartet. Dieser Vormittag bleibt unvergesslich für uns!

Das Geräusch des Monats – So hört sich eine Weltreise an

Ein kleines Rätsel… Was hörst du? Schreib deine Vermutung unten in die Kommentare.

 

Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen, skurrilen Situationen oder Schreckmomenten aus?

  • Wir sind den ersten Tag in Mexiko und verbringen die Nacht in einem Bus. Gegen morgens um 3 Uhr halten wir an einem Militärcheckpoint, scheinbar kontrollieren sie auf Dogen. Es heißt „alle aussteigen“ und Sebastian folgt dieser Aufforderung. Ich bleibe, wie die Frau neben mir, sitzen und warte erst mal ab. Keiner außer Sebastian nimmt sein Handgepäck mit nach draußen und natürlich schlägt der riesige Hund genau bei Sebastians Rucksack an. Doch die Militärs bleiben überraschend locker, fragen Sebastian, ob er Obst dabei hätte und werfen nur einen oberflächlichen Blick in den Rucksack. Das wäre in China sicher anders gelaufen.
  • Wir kommen bei unserem House Sit an und lernen Lucille, eine pensionierte Nachbarin von Karen und Jay, kennen. „Oh, ‚Sebastian‘, that’s a very sexy name!“, sind ihre ersten Worte an ihn.
  • In Ensenada nehmen uns Nayeli und Óscar mit in eine angesagte Kneipe. Hier spielen Mariachi für die Gäste, die sich unterhalten und Bier trinken. Ich äußere mein Mitgefühl für einen der Tische, der die Mariachi einfach nicht loszubekommen scheint. Schon das dritte Lied sitzen die Leute umringt von den Musikern an ihrem Tisch und versuchen, sich zu unterhalten. Nayeli ist geschockt. Mariachi würden niemand „belästigen“, im Gegenteil sind sie die teuersten Musiker, die man in Mexiko buchen kann. Sie spielen ein Lied nur, wenn sie vorab dafür bezahlt werden. Und diese Leute haben scheinbar viel Geld, denn ein Lied kostet etwa 20 US-Dollar. Gut für die Umstehenden, die ja alle kostenlos mithören können.
  • Wir trampen nach San Quintín, ein Mexikaner hält an, wir laden unser Gepäck ein. Während ich unsere kleinen Rucksäcke auf die Rücksitzbank stelle, sitzt Sebastian schon neben dem Fahrer. Der scheint zu denken, wir wären alle schon im Auto und fährt, ohne einen Blick zurück, einfach los. Dass ich noch neben dem Auto stehe, bemerkt er nicht. Bei seiner Aktion fährt er mir mit dem hinteren Reifen direkt über meinen rechten Fuß. Zum Glück passiert außer einem Schreck nichts.
  • Unsere Mitfahrgelegenheit Álvaro fragt uns interessiert, ob wir aus Brasilien kämen. Wir verneinen und erzählen in Kurzform von unserer Reise und dass wir von Mittelamerika aus zurück nach Europa reisen möchten. „Wie lange dauert ein Flug?“, fragt er uns. Wir tippen auf 12 Stunden. „Und wie lange fährt man mit dem Auto?“ Da sind wir überfragt, denn es geht ja über den Atlantik.
Ein Maiskolben liegt mit diversen Saucen eingeschmiert auf einem Plastikteller.
So isst man einen Maiskolben in Mexiko: aus dem Wasser geholt, dick mit Margarine eingeschmiert, darüber eine Schicht Mayonnaise, darüber eine weitere Sauce eigener Wahl, dann Käse, Limettensaft und zum Abschluss noch einen Schuss roter Chilisauce.

Unser Fazit des zweiundzwanzigsten Monats

Von Mexiko bekamen wir in den ersten drei Wochen wegen unseres House Sits nur wenig mit. Unser tolles Haus lag in einer gated community, die vor allem von US-Amerikanern bewohnt wird. Und wir waren auch nicht besonders viel unterwegs, denn wir haben unsere eigenen vier Wände genossen. Toll war für uns diesen Monat, wie schon so oft, Couchsurfing. Wir wollten im Anschluss an das House Sitting in Kontakt zu Mexikanern kommen und das hat bei beiden unseren Couchsurfing-Aufenthalten diesen Monat wunderbar funktioniert. Mittlerweile haben wir schon ein bisschen mehr über Mexiko gelernt und wir freuen uns, dass wir noch ein paar Monate im Land sein werden, denn Mexiko ist riesig und hat sehr viel zu bieten.

Im Gegensatz zu Asien fällt uns auf, dass wir hier nur ein einziges Mal gefragt wurden, wo wir herkommen. In Asien war das die Small Talk-Frage Nummer 1, hier scheint jeder davon auszugehen, dass wir Gringos aus den USA sind. Doch alle Mexikaner, die wir bislang trafen, waren überaus nett und freuten sich, dass wir sehr gut (Sebastian) und ein bisschen (Leo) Spanisch sprechen 🙂

Sebastian steht mit Óscar und Nayeli in einer Bar
Nayeli und Óscar sind die ersten Mexikaner, mit denen wir ein paar Tage verbringen und es fühlt sich mehr wie der Besuch bei guten Freunden als wie Couchsurfing an
Sebastian spielt Hund Ellie ein Lied auf der Gitarre vor. Sie hört gespannt zu.
Wenn wir an den Dezember zurückdenken, sind es trotzdem vor allem unsere lieben Hunde Ellie und Bodhi, an die wir uns erinnern

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3 Comments

  1. Stimmt genau, das Geräusch kommt von Ellie! Ihr Zeichen, wenn es wieder Zeit zum Spielen, zum Gassi gehen oder zum Essen war oder ihr einfach alles viel zu langsam ging ?

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