„Welcome back to Thailand!“ Der Grenzbeamte lächelt uns an, knallt den Stempel in meinen Pass und reicht ihn mir zurück über den Tresen. Gemeinsam verlassen wir das Einreisegebäude und stehen bei gefühlten 38 Grad wieder in der Sonne von Sungai Kolok. „Und jetzt? Fahren wir Taxi oder laufen wir?“ Sebastian schaut auf seinem Handy nach. „Zum Hotel sind es etwa zwei Kilometer. Laufen wir, oder?“ Also schultern wir unser Gepäck und machen uns auf den Weg.
Schon bald verfluchen wir die dumme Idee, denn der Schweiß läuft uns in Strömen den Bauch, den Rücken und die Beine hinunter. Als wir bei unserem Hotel ankommen, sehe ich aus, als hätte ich einen Marathon hinter mir, knallrot ist mein Gesicht. Müde lassen wir uns in unserem Zimmer aufs Bett fallen und sind kurz darauf auch schon eingeschlafen.
Als wir wieder aufwachen, ist es draußen bereits dunkel und es regnet. Irgendwo müssen wir noch etwas essen gehen, denn auf Chips und Kekse haben wir keine Lust. Wir treffen den Besitzer des Hotels in der Lobby und kurzerhand fährt er uns mit seinem Auto zu einem kleinen Restaurant. Hier essen wir endlich mal wieder das leckere Pad Thai, Reisbandnudeln mit Shrimps, Erdnüssen, Gemüse, verquirltem Ei und Mungbohnensprossen. Es ist schön, wieder in Thailand zu sein!
Am nächsten Morgen holen wir am Bahnhof von Sungai Kolok unsere von Malaysia aus im Internet gekauften Zugtickets ab. Mit mehreren Anläufen und einer Übersetzungs-App schaffen wir es schließlich, unser Anliegen zu kommunizieren und halten eine halbe Stunde später die zwei Fahrkarten für den heutigen Nachtzug nach Bangkok in den Händen.
Pünktlich um 14.20 Uhr beginnt der Zug, sich langsam in Bewegung zu setzen. Wir lassen uns in die gemütlichen Sitze sinken, reisen mit den Zug ist einfach toll. Auf der anderen Seite des Gangs sitzt eine ältere Frau mit ihrem jugendlichen Sohn. Er hat das Down-Syndrom und kommt immer mal wieder zu uns rüber, reicht uns die Hand und schaut uns interessiert an. Es fällt mir auf, wie extrem selten wir Menschen mit einer Beeinträchtigung treffen, das war schon in Deutschland so und seitdem wir reisen, ist es nicht anders.
Am nächsten Morgen erreichen wir Bangkok und wir verabschieden uns von Mutter und Sohn.
Ein Zuhause auf Zeit
„You’ll find the key in the key box. The passcode is 3489.” Mit diesem Satz von Tracey im Kopf stehen wir am späten Vormittag schließlich auf der Straße vor ihrem Haus. Vorsichtig schieben wir das große Tor auf und fühlen uns fast wie Einbrecher. Es ist komisch, einfach so ein fremdes Grundstück zu betreten, wenn die Besitzer nicht zu Hause sind. Wir finden die Schlüsselbox, geben die Nummer richtig ein und können sie öffnen. Mit dem Schlüssel in der Hand gehen wir zur Haustüre, schließen auf und treten ein. Das also ist unser Zuhause für die nächsten drei Wochen.
Kater Foxy sitzt erwartungsvoll auf dem Absatz und beobachtet das Geschehen. Wir schließen die Türe hinter uns wieder, denn leider dürfen weder Foxy noch seine Schwester Rainbow nach draußen in den großen Garten. Ohne Gepäck laufen wir erst mal eine Runde durchs Haus und schauen in jedes Zimmer. Vor etwa fünf Wochen waren wir für zwei Stunden zu Besuch, lernten Hausbesitzerin Tracey kennen und auch ihre drei Katzen. Sie zeigte uns ihr Haus samt großen Garten und besprach mit uns unsere Aufgaben. „So, do you want to house sit for me?“, fragte sie uns damals schließlich. “Yes, we would love to!”, antworteten wir ihr begeistert und bekamen den Zuschlag für unseren ersten House Sit.
Und nun sind wir hier. Wie es beim House Sitting üblich ist, sind Tracey und ihre Familie mittlerweile im Urlaub und unsere Aufgabe für die nächsten drei Wochen wird es sein, uns um die beiden „Drinnen-Katzen“ Foxy und Rainbow und die „Draußen-Katze“ Black & White zu kümmern. Und natürlich um Haus und Garten.
Obwohl das Haus natürlich klasse ist, fühlen wir uns in den ersten Tagen etwas verloren. Auf zwei Etagen verteilen sich ein riesiger Wohn- und Essbereich und insgesamt fünf Schlafzimmer. So viel Platz nur für uns beide hatten wir noch nie.
Auch Rainbow muss sich erst mal an uns gewöhnen, zwei Tage lang sitzt sie nur unter Traceys Bett und traut sich nicht nach draußen. Als sie am Abend von Tag 2 endlich von alleine zu uns ins Erdgeschoss kommt, freuen wir uns sehr. Was hätten wir gemacht, wenn sie drei Wochen lang nur unter dem Bett geblieben wäre?
Von Tag zu Tag finden wir mehr in unseren neuen Alltag hinein. Wir wachen früh auf, säubern das Katzenklo, überprüfen den automatischen Futterspender und geben Foxy und Rainbow frisches Wasser. Dann schauen wir nach Draußen-Kater Black & White, versorgen auch ihn mit Futter und Wasser. Dann sind wir an der Reihe. Auf der Terrasse richten wir unser Frühstück her und schalten den Ventilator an, um die zahlreichen Moskitos auf Abstand zu halten. Jetzt kann der Tag beginnen.
Anfangs kommen uns die drei Wochen in Bangkok wie eine Ewigkeit vor, doch wir haben einiges auf unserem To-Do-Zettel: Priorität Nummer Eins hat die Beantragung unseres chinesischen Visums, was uns vier volle Tage beschäftigt. Wir arbeiten fleißig am Blog, geben der Zeitschrift Lea ein kleines Interview, putzen und waschen unser gesamtes Gepäck einschließlich Zelt und Rucksäcke, gehen zum Frisör, kochen uns täglich Leckeres, bereiten uns frische Fruchtsäfte zu, springen Trampolin, gehen im nahen Freibad schwimmen, lesen, spielen Klavier (vor allem Sebastian stundenlang 🙂 ), drehen abends mit den Fahrrädern eine Runde durch die Wohngegend und kümmern uns um die Katzen, das Haus und den großen Garten.
Abwechslung von unseren Tagesaufgaben bringen uns zwei Besuche: Aus der Herrenberger Nachbarschaft meiner Eltern kündigen sich Philip und Christina an und nur wenige Tage später kommen Sebastians Bekannte Vicky und Nina aus München zu Besuch. So kommen wir immerhin zweimal ins Zentrum von Bangkok, schauen uns den Tempel Wat Pho mit dem riesigen liegenden Buddha an, fahren mit einem Schiff durch die kleinen Kanäle und mit einem zweiten über den Fluss Chao Praya bis nach Nonthaburi.
Das Ende naht
Unerwartet schnell neigen sich die drei Wochen House Sitting ihrem Ende zu und Tracey informiert uns über ihre Ankunftszeit in Bangkok. Die maximale Aufenthaltsdauer in Thailand von dreißig Tagen haben wir so gut wie erreicht und wir entscheiden, im Anschluss an unser House Sitting in Richtung Kambodscha weiterzuziehen.
Und dann ist auf einmal der letzte Tag in unserem Zuhause auf Zeit gekommen. Waren die ersten Tage etwas komisch, ist das große Haus schnell wie zu unserem eigenen geworden. Die fremden Katzen mussten wir erst einmal kennenlernen, mittlerweile schauen wir abends zu viert einen Film im Fernsehen an und wissen, wie man Foxys Starren zu bewerten hat. Wir wollen noch nicht gehen.
An unserem letzten Morgen hält gegen 11 Uhr ein Taxi vor dem Haus und Tracey und ihre beiden Söhne steigen aus. Es ist schön, die drei nochmal zu sehen, bevor wir weiterreisen. Unser Job ist getan. Tracey fährt uns an die Hauptstraße, von der aus wir ein Taxi nehmen.
Auch wenn dieser House Sit nun vorbei ist, wissen wir schon jetzt, dass es nicht unser letzter war. Das Konzept, ohne Bezahlung auf die Tiere und das Haus von anderen Leuten aufzupassen und im Austausch dafür kostenlos wohnen zu dürfen, hat uns sehr überzeugt. Hoffentlich werden wir in der Zukunft weitere schöne House Sits finden, auch wenn die es bestimmt schwer haben werden, diesen ersten zu übertreffen…
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Hallo Ihr zwei,
prima
aber wie seid Ihr von mexiko wieder nach Thjaland gekommen, das habe ich nicht mitgekiegt.?
Hallo Hanno,
ja, das ist wahrscheinlich etwas verwirrend… Wir reisen nach wie vor stetig nach Osten und sind nicht nach Thailand zurückgefahren. Die aktuellsten unserer Artikel sind die mit schwarz-weißem Titelfoto („Seit xx Monaten unterwegs“). Die anderen Artikel kommen nach und nach, sobald wir sie fertiggestellt haben. Wir arbeiten daran, den Rückstand aufzuholen! 🙂
Liebe Grüße aus Mexiko
Leo & Sebastian