Was haben wir gemacht im Monat März, unserem fünfundzwanzigsten Reisemonat?
Wir hatten Familienbesuch! Nach über zwei Jahren, in denen wir uns nur über Skype oder Messenger-Dienste gelesen, gesehen und gehört haben, durften wir Anfang des Monats Leos Eltern Christiane und Uwe am Flughafen Mexiko-Stadt begrüßen. Fast den ganzen Monat waren wir zu viert unterwegs und gegen Ende kamen sogar noch Leos Bruder Nico und seine Freundin Meike dazu, sodass wir die letzten Tage zu sechst Mexiko-Stadt und Umgebung erkunden konnten.
Welche Momente im März werden uns in guter Erinnerung bleiben?
- Am 1. März kommen Christiane und Uwe in Mexiko-Stadt an. Noch etwas angeschlagen von einem Magen-Darm-Infekt inklusive Fieber, den ich mir zwei Tage vorher eingefangen habe, holen wir sie vom Flughafen ab. Wir warten freudig nervös, bis wir sie endlich im Ankunftsbereich entdecken und begrüßen können.
- Eine Woche lang sind wir gemeinsam in Mexiko-Stadt, besuchen die historische Altstadt und den Chapultepec-Park, fahren ins „Frida Kahlo-Viertel“ Coyoacán und spazieren durch die hübschen Stadtviertel Roma und Condesa im Zentrum Mexiko-Stadts. Außerdem schauen wir zu viert ein Fußballspiel im legendären Aztekenstadion an!
- Trotz Besuch müssen wir uns leider auch um andere Dinge kümmern und besonders hält uns im März unsere Kamera auf Trab. Mit einem defekten Bildschirm hatten wir sie kurz vor Ablauf der Garantiezeit bei Fujifilm Mexiko zur Reparatur gegeben. Eigentlich sollte alles problemlos über die Bühne gehen, so denken wir, doch sind wir nicht auf die Bürokratie vor allem auf mexikanischer Seite vorbereitet: Wir sollen die Kamera in Deutschland reparieren lassen, Fujifilm Mexiko wird nicht in Vorleistung gehen. Auch als Fujifilm Deutschland zusagt, die Reparaturkosten zu übernehmen und eine firmeninterne Verrechnung vorschlägt, bleibt es schwierig und wir haben das Gefühl, der unbequeme Fall soll ausgesessen werden.
- Doch da wir so bald nicht nach Deutschland zurückreisen werden, bleiben wir hartnäckig. Nach zwei Wochen regelmäßiger E-Mail- und Telefonkorrespondenz (wir haben Mexiko-Stadt mittlerweile ohne unsere Kamera verlassen), wird der defekte Bildschirm der Kamera endlich ausgetauscht und wie besprochen auch unsere beiden Objektive grundgereinigt. Doch als wir die Kamera samt Objektiven nach einer kundenunfreundlichen Bearbeitungszeit von 4 Wochen endlich wieder zurückerhalten, gibt es immer noch störende Flecken auf den Fotos! Wurde der Sensor wie abgesprochen gereinigt? Laut Protokoll ja, doch es wirkt nicht so. Die Kamera muss nochmal eingeschickt werden. Im Endeffekt benötigt die Reparatur und Wartung unserer Kamera samt Objektive über einen Monat und wir werden insgesamt fünf Mal vor Ort bei Fujifilm Mexiko persönlich vorstellig. Dass die Einlösung unserer internationalen Garantie mit so vielen Hindernissen verbunden ist, hätten wir nicht erwartet.
- Nach neun Tagen in der Hauptstadt Mexikos steigen wir mit Christiane und Uwe in den Bus und haben eine gute Stunde später bereits unser Ziel Toluca erreicht. Von hier aus machen wir einen Tagesausflug zum nahen Vulkan „Nevado de Toluca“ und schauen von 4.300 Metern hinunter in den Krater.
- Am nächsten Tag fahren wir in Richtung des Ortes Angangeo und statten dort den letzten Monarchfaltern einen Besuch ab, bevor auch sie sich auf den langen Flug nach Norden machen. Obwohl Guides uns wissen lassen, dass die meisten Falter schon in Richtung USA und Kanada unterwegs sind, sind wir trotzdem fasziniert von den tausenden herumfliegenden Schmetterlingen und genießen den Tag im Wald.
- An unserem nächsten Stopp Puebla ist Zeit für Kirchen, Kultur und Kaffee. Die alte Unistadt überzeugt uns mit ihrem gut besuchten und hübschen Zócalo, dem zentralen Platz, und den nahegelegenen Pyramiden von Cholula – die ersten Pyramiden Mexikos, die wir besichtigen.
- Eigentlich steht uns der Sinn nach Baden und Strand, doch angekommen in Veracruz am Golf von Mexiko hat das Wetter andere Pläne. Es ist grau und windig, eigentlich kein schlechtes Wetter, aber auch kein Badewetter. Sebastian macht das Beste draus und schwingt sich (nach Vietnam) ein zweites Mal auf dieser Reise aufs Kiteboard und surft – dem starken Wind sei Dank – über die Wellen.
- Zum ersten Mal auf dieser Reise stehen wir am Atlantik. Jetzt trennt uns nur noch dieses Meer von Europa!
- Mit dem Bus fahren wir über kleine Straßen nach Poza Rica. Die Stadt ist unser Ausgangspunkt für einen Tagesausflug zu den Pyramiden El Tajín, die wir just zur Tag-Nacht-Gleiche besuchen. Doch da dieses besondere Datum auf einen Wochentag fällt, müssen wir die Pyramiden mit überraschend wenigen anderen Besuchern teilen. Am Wochenende wird es hier anders aussehen, denn die Stände und Verkaufsbuden, die überall aufgebaut werden, zeigen, dass die Verkäufer einen Besucheransturm erwarten.
- Eine angenehme vierstündige Busfahrt später kommen wir wieder in Mexiko-Stadt an. Zwei Wochen waren wir nun zu viert im Hochland rund um die Hauptstadt unterwegs und obwohl wir viel gesehen haben, war es trotzdem nur ein kleiner Ausschnitt des großen Mexikos.
- Nach einem Tag Reise-Pause begrüßen wir unsere nächsten zwei Besucher: mein Bruder Nico und seine Freundin Meike werden eine Woche mit uns in Mexiko-Stadt verbringen, bevor sie zu zweit weiter nach Süden ziehen.
- Zu sechs besuchen wir die beeindruckenden Pyramiden von Teotihuacán, das überlaufene Frida-Kahlo-Museum und ein weiteres Mal das historische Zentrum Mexiko-Stadts.
- Wir stopfen uns zu sechst in den wegen Rush Hour absolut überfüllten Metro Bus und kommen zwar am Ziel an, doch beschließen, sowas nie wieder zu machen. Wir alle waren nahe dran an klaustrophobischen Anfällen und Sebastian und ich fühlen uns an die ähnlich furchtbaren Zugfahrten im indischen Mumbai erinnert.
- Nach 26 gemeinsamen Tagen fliegen Christiane und Uwe an einem Mittwochnachmittag zurück nach Hause. Zwei Jahre lang hatten wir sie vor diesem Besuch nicht gesehen und es ist schön zu wissen, dass bis zu unserem nächsten Treffen nicht wieder so viel Zeit vergehen wird, wenn alles nach Plan läuft.
- Mit Nico und Meike haben wir einen letzten gemeinsamen Tag in der Hauptstadt, schauen uns auf dem Torre Latinoamericana den Sonnenuntergang über der Stadt an, lassen uns beim Abendessen von Mariachis das Lied Guantanamera spielen und schauen einer wenig überzeugenden Lightshow in der Altstadt zu.
- Am nächsten Tag brechen Nico und Meike in Richtung Süden auf, Sebastian und ich nehmen den Bus nach Norden. Nach einem Monat sind wir auf einmal wieder alleine unterwegs und es fühlt sich ganz ungewohnt an.
- Eine Woche entschleunigen wir in dem Städtchen Guanajuato, in dem wir ein tolles Airbnb mit traumhaftem Garten gefunden haben, spazieren durch die an Italien erinnernde Weltkulturerbe-Altstadt und machen mit unserem Vermieter Guillermo einen Ausflug zu seinen Lieblingsplätzen in und außerhalb der Stadt.
- Während wir eine schöne Woche in Guanajuato verbringen, werden – so lesen wir später – im gleichen Bundesstaat, nicht besonders weit von uns entfernt, 25 Menschen in Kartellkämpfen umgebracht. Es schockiert uns regelmäßig, wie parallel die Welten in Mexiko sind: Auf der einen Seite unser Reisealltag und das tägliche ganz normale Leben auf der Straße, auf der anderen Seite furchtbare Zeitungsnachrichten oder Artikel im Internet, die uns ein ganz anderes Bild präsentieren.
- Von Guanajuato fahren wir mit dem Bus nach San Miguel de Allende. Hier werden wir für knappe vier Wochen zwei Kater hüten, es ist unser vierter House Sit. San Miguel ist die bei US-Amerikanern beliebteste Stadt Mexikos und zum ersten Mal hören wir viel Englisch und bemerken so viele Gringos wie noch nie auf den Straßen.
- Am 11. April findet die erste Veranstaltung über unsere Reise statt. Per Skype werden wir im Rahmen der Asientage live nach Augsburg geschaltet und berichten zwei Stunden lang über unsere Reiseerlebnisse in Asien und wie wir versuchen, möglichst nachhaltig unterwegs zu sein. Im Anschluss kommen wir mit den Besuchern ins Gespräch und beantworten ihre Fragen. Die Internetverbindung hält, Ton und Bild sind bestens und alles läuft wie erhofft. Uns macht der Austausch mit dem Publikum viel Spaß.
Wie sah es in diesem Monat mit Fettnäpfen, skurrilen Situationen oder Schreckmomenten aus?
- In Mexiko-Stadt spazieren wir mit Christiane und Uwe durch den Chapultepec-Park. Wir sehen einen Straßenclown und seine große Zuschauergruppe und laufen mit viel Abstand seitlich an der Ansammlung vorbei. Doch der Clown entdeckt Sebastian, der heute mit offenen Haaren unterwegs ist. „Jesús, dame tu bendición!“, ruft er ihm hinterher: „Jesus, segne mich!“
- Ein Mariachi tritt an unseren Tisch und fragt, ob er und seine Gruppe (gegen Geld) für uns spielen dürfen. Eigentlich ja, nur welches Lied sollen wir uns wünschen? Das einzige, welches uns auf die Schnelle einfällt, ist „La Cucaracha“, doch dieses ist leider nicht im Angebot. Ist es ein Fauxpas (oder gar ein Affront?), sich dieses Lied zu wünschen? Wir entscheiden uns schließlich für „Guantanamera“ und die Restaurantbesucher der umliegenden Tische singen und klatschen mit.
Unser Fazit des fünfundzwanzigsten Monats
Unser erster Familienbesuch auf dieser Reise und das gleich für einen Monat – das war etwas ganz Neues für uns! Mit Leos Eltern zu reisen, zeigte uns, wie schön es ist, Zeit mit Menschen zu verbringen, die uns gut und schon lange kennen. Unter anderem die Gesprächsthemen sind einfach andere. Erholungsurlaub waren diese Wochen nicht immer, denn der Flug war weit und verständlicherweise sollte die Zeit zusammen gut genutzt werden. Wahrscheinlich haben wir in den gemeinsamen vier Wochen um einiges mehr gesehen, als wir es alleine getan hätten 🙂 Auch ist es mehr Aufwand, für vier Personen zu planen als nur für zwei und natürlich sollten in diesen Wochen besonders auch die Hotels schön sein und gewisse Mindestansprüche erfüllen. Doch trotz der „hyperaktiven Eltern“, wie sie sich selbst bezeichnet haben, waren diese Wochen zu viert, und am Ende dann sogar zu sechst, toll!
Es freut mich und uns absolut, dass meine Eltern nun einen persönlichen Einblick in unseren Reisealltag bekommen haben, vielleicht noch besser nachvollziehen können, was wir hier eigentlich machen und Dank ihres Besuchs selbst Teil dieser Reise geworden sind. Abschiede sind in den letzten zwei Jahren leider häufig geworden und immer wieder sind sie traurig. Deshalb freuen wir uns dieses Mal sehr, dass wir zum ersten Mal einen Plan haben, wann wir uns wiedersehen werden und dass es gar nicht mehr so lange bis dahin ist!
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